Skip to main content

Kindeswohlgefährdungen in der frühen Kindheit von 0-3 Jahren

Säuglinge und Kleinkinder sind besonders schutzbedürftig und in hohem Ausmaß von der Fürsorgequalität ihrer unmittelbaren Umgebung abhängig. Ihre Fähigkeit, Unwohlsein, Schmerz oder auch schädigende Handlungen zu kommunizieren, ist sehr eingeschränkt oder kaum möglich, da ihr sprachlicher Ausdruck noch nicht ganz ausgebildet ist oder noch fehlt.

Bei jungen Eltern kann es in der Beziehung zu ihrem Kind schnell zu Überforderungen oder auch dramatischen Krisen kommen, die es zu bewältigen gilt und die nicht in einer Schutzlosigkeit des Kindes enden dürfen. In vielen Fällen gelingt die Bewältigung der neuen Herausforderungen sehr gut. Junge Eltern können sich in den neuen Lebensthemen mit Kind beraten und auch begleiten lassen. Zu den typischen Krisen der frühen Kindheit kann es beim Vorliegen von zusätzlichen oder kritischen Belastungen auch zu Gewalt, Vernachlässigung oder schwereren Störungen der Eltern-Kind-Beziehung kommen, welche die kindliche Entwicklung, die Gesundheit oder das Leben ernsthaft und nachhaltig gefährden/ beeinträchtigen.

Die Einschätzung einer möglichen Gefährdung von Säuglingen und Kleinkindern durch Fachkräfte verlangt zwingend spezifische Kenntnisse der frühen Entwicklung von Kleinkindern und ihren Familien. Fachkräfte müssen die Meilensteine in der Entwicklung kennen, um Verletzungen, Schwächungen und Verzögerungen direkt benennen und ggf. auch intervenieren zu können. Auch die körperliche Unversehrtheit muss immer wieder mit einem fachlichen Blick überprüft und eingeschätzt werden. Der Übergang von einer Krise, die nicht bewältigt werden kann, zu einer Gefährdungssituation kann sehr fließend ablaufen und sich somit sozusagen allmählich „einschleichen“.

  • Zur Einschätzung einer Gefährdung können folgende Fragen hilfreich sein: Welche konkrete Situation liegt für eine Gefährdung oder eine Verletzung vor? wie intensiv ist diese?
  • Gibt es aktuelle Krisensituationen oder größere Herausforderungen zwischen Eltern und dem Kind?
  • Haben die Eltern selbst in der Kindheit Gewalterfahrungen gehabt? Sind diese aufgearbeitet?
  • Liegen aktuelle Probleme in der Beziehung der Eltern zueinander vor?
  • Gibt es finanzielle Notlagen in der Familie?
  • Wie erscheint der Umgang der Eltern mit ihrem Kind zu Hause, in der Krippe und bei Auswärtsterminen?
  • Welche Ressourcen liegen in der Familie für die Lösung der aktuellen Situation vor? Welche Ressourcen braucht es noch? Sind diese zeitnah zu aktivieren?

In der Entwicklungsphase der frühen Kindheit ist es besonders wichtig mit allen Beteiligten im engen Kontakt zu sein, um alle Informationen zu der Entwicklung, dem Alltag und auch den schwierigen Situationen zu haben, um entsprechend handeln zu können. Die Netzwerkarbeit und die kontinuierliche Kooperation mit einer bestehenden Transparenz stehen hier noch einmal mehr im Vordergrund. Eine freiwillige Beratung und eine unterstützende Entlastung zum Wohle des Kindes kann schon eine gute Lösung bringen. Kann dies von den Eltern nicht angenommen werden oder scheitert dieses Angebot, muss das Kindeswohl durch gesetzliche Maßnahmen gesichert werden.

Anzeichen für eine Gefährdung des Kindeswohls oder eine Kindeswohlverletzung bei Säuglingen können beispielsweise sein:

  • Unregelmäßige Atmung, unnatürliche Hautfarbe
  • Kein klarer Schlaf-Wachrhythmus bzw. diffuse Zwischenzustände
  • Fehlende Körperspannung d.h. teilweise erschlaffte Muskulatur oder Erschlaffungen im gesamten Körper
  • Kein Blickkontakt; viel Quengeln oder Schreien ohne Entlastungsmöglichkeiten

Keine Selbstberuhigung, z.B. durch Nuckeln

Die Abhängigkeit von Säuglingen und Kleinkindern von ihren Bezugspersonen unterstreicht die Bedeutung des Kinderschutzes. Diese starke Abhängigkeit verlangt einerseits in Gefährdungssituationen einen sofortigen und umfassenden Schutz des Kindes. Sie zeigt aber auch die Problematik der Abwägung einschneidender rechtlicher Maßnahmen, wie die Inobhutnahme oder Pflegefamilien. Plötzliche oder wiederholte Trennungen von den Bezugspersonen haben ebenfalls einen einschneidenden Charakter auf die Entwicklung des Kindes. Die Bildung der Beziehungsfähigkeit und auch das Vertrauen in die Stabilität der Beziehungen können sehr stark beeinträchtigt werden und auch zu nachhaltigen Bindungsstörungen führen. Daher ist die Abwägung der Maßnahmen und Interventionen zu den bestehenden Gefährdungen ein zentraler Punkt der Arbeit mit Kindern zwischen 0-3.

 

Zu diesem enorm wichtigen Thema bietet das SERA-Institut folgendes Seminar an:
Kinderschutz in der frühen Kindheit

Start: 24.11.2023 |  09:00 Uhr - 17:00 Uhr  | Präsenzseminar | € 260.- zzgl. MwSt.

Verpassen Sie keine Seminare & Weiterbildungen

Eine Abmeldung vom Newsletter ist jederzeit möglich. Ihre Daten werden von uns ausschließlich zu diesem Zweck genutzt und nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Hinweise finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.